Überlebensgroße Masken von Politiker*innen sind seit Beginn ein wichtiger Teil von Campacts Aktionen. Eine Landwirtschaftsministerin, die Gen-Mais auf die Felder bringen will, ein Kanzler, der eine symbolische Brandmauer einreißt oder ein Verkehrsminister, der das Deutschlandticket blockiert: Seit 20 Jahren zeigt Campact mit den Masken, wer die Verantwortung trägt – und schafft damit eindrucksvolle Bilder für die Presse.
Tritt eine neue Regierung an, werden wieder Masken gebraucht. Zum Beispiel die von Innenminister Alexander Dobrindt (CSU), der zuletzt durch seine Vorstöße für eine drastische Verschärfung der europäischen Asylpolitik in den Schlagzeilen war. Auch wegen rechtswidriger Zurückweisungen von Schutzsuchenden an der deutschen Grenze machte er von sich reden. Gebaut werden die großen Konterfeis seit Jahren von Elmar Harz. Hier gibt er einen Einblick in seine Werkstatt und seinen Arbeitsprozess.
Du baust gerade eine Maske von Alexander Dobrindt. Was ist das Charakteristische an seinem Gesicht?
Die Wangenknochen sind sehr weit draußen – das ist ein richtig rundes Gesicht. Ich finde seine schmalen Augen auch interessant, die geben ihm so eine Empfindsamkeit.
Wie hast Du Dich vorbereitet auf den Maskenbau? Was waren Deine ersten Schritte?
Ich schau mir erstmal Fotos an im Internet und suche mir drei Bilder aus – eins von der Seite, eins von vorne und eine Dreiviertelansicht. Auf jedem Foto sieht man ein bisschen anders aus, da muss man gucken, dass man den Menschen rüberbringt. Ich achte zum Beispiel darauf, wie tief die Augen liegen, das macht viel aus. Aber ich bin auch kein Porträtist, bei dem alles zu hundert Prozent stimmen muss.

Und wie entsteht dann eine Maske?
Erstmal besorge ich alle Materialien, die ich brauche. Dann bau’ ich eine Form aus Schaumstoff und darauf kommt dann eine Lage Ton. Und dann wird zwei, drei Tage modelliert. Erst ganz grob, wo kommt der Mund hin, wo die Augen … Die Pausen sind dabei das Wichtigste. Wenn ich danach wieder hingehe, seh ich: Ach, das ist noch nicht richtig!

Wie geht es dann weiter?
Wenn der Ton die richtige Form hat, kommt Klarsichtfolie darauf, damit sich die Maske am Schluss besser ablösen lässt. Und dann wird sie kaschiert, mit drei, vier Lagen Pappmaché.

Wenn die Maske trocken ist, wird sie sehr vorsichtig von der Form gelöst. Da ist sie noch schwabbelig, da können noch viele Risse reinkommen. Das ist immer mein Highlight, wenn mir das gelingt und die Form darunter ganz bleibt! Danach wird die Maske getrocknet und bemalt. Und dann bau ich eine Tragevorrichtung und einen Hinterkopf. Anschließend kommen die Haare drauf, die der Maske nochmal Charakter geben.


Das klingt ja heikel, das Ablösen der Maske. Ist dabei schon mal etwas schiefgegangen?
Ja [lacht]. Früher waren meine Masken noch größer, das waren dann so drei, vier Kilo Ton. Und einmal ist mir dann beim Rütteln an der Maske der Tisch umgefallen – mit dem ganzen Ton. Da war die Maske dann hin.
Wie lange brauchst Du für eine Maske?
Im Sommer geht es schneller als im Winter, da ist das Material einfacher zu verarbeiten. Und da dauert es ungefähr eine Woche.

Wen hast Du bisher am liebsten modelliert?
Den Altmaier fand ich ganz toll.
Warum?
Bei dem ist alles rund, ich mag rund. Und ich mag Menschen, die nett aussehen und eine schöne Ausstrahlung haben. Baerbock hat mir keinen Spaß gemacht. Ich mag sie, aber das war schwierig.
Was macht ein Gesicht schwierig zu modellieren?
Ich glaube, das liegt daran, dass man immer mit dem eigenen Gesicht zu tun hat – man wäscht sich das Gesicht, man cremt sich ein. Wenn man etwas modelliert, ist es anfangs immer dem eigenen Gesicht ähnlich. Das macht es besonders schwierig, Menschen zu modellieren, die einem nicht ähnlich sehen. Davon muss man sich lösen.

Interview und Fotos: Katharina Draheim
Und so sieht die Maske dann fertig aus: Hier bei einer Aktion von WeAct vor dem Bundestag in Berlin.
