Datenklau bei WhatsApp

Dreister Klau für mehr Profit: Facebook wollte die Nutzer-Daten seiner Konzerntochter WhatsApp abgreifen. Über 250.000 Menschen unterzeichneten unsere Forderung an die Facebook-Führung – mit Erfolg. Herzlichen Dank an alle Unterstützer*innen.

Campact-Aktion vor der Facebook-Zentrale in Hamburg
Blog Erfolg: WhatsApp knickt ein Nach massiver Kritik an den neuen WhatsApp-Datenschutzbestimmungen lenkt der Mutterkonzern Facebook ein. Das ist auch der Erfolg von über 250.000 Campact-Unterstützer*innen. Mehr erfahren

5-Minuten-Info

Seit Jahren steht Facebooks Datenschutz stark in der Kritik. Das Milliarden-Imperium speichert zu viele Daten seiner Nutzer*innen. Die Devise: Wer Facebook nutzen will, tritt seine Rechte an privaten Daten automatisch ab. Mit den persönlichen Informationen über seine User*innen macht das Unternehmen Milliardengewinne. Mit seiner Konzerntochter WhatsApp will Facebook nun noch mehr Geld scheffeln: Bis zum 15. Mai 2021 müssen die rund 60 Millionen Nutzer*innen in Deutschland den neuen „Nutzungsbedingungen“ zustimmen – ansonsten können sie weder Nachrichten schreiben noch lesen.

Hier liegt das Problem: Facebook will die WhatsApp-Daten seiner rund 60 Millionen User*innen in Deutschland durchleuchten. Auf welche Inhalte der Konzern genau zugreifen will, gibt Facebook nicht preis. Die neuen „Nutzungsbedingungen“ erlauben dem Milliarden-Imperium, Daten zwischen Instagram, Facebook und WhatsApp untereinander auszutauschen. Es ist ein „Blankocheck zum unbegrenzten Datentransfer“, der nur ein Ziel verfolgt: mit noch mehr Daten noch mehr Gewinne machen.

Facebook und WhatsApp betonen, dass die neuen „Nutzungsbedingungen“ nicht gegen die europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) verstoßen würden. Anders als im Rest der Welt will Facebook die Daten in Europa nicht für Marketingzwecke nutzen. Der Messenger gilt zwar weiterhin als sicher für private Chats mit Familie oder Freund*innen – unklar bleibt jedoch, wie viele wichtige Metadaten Facebook und WhatsApp in Zukunft austauschen. Die vagen Formulierungen in den „Nutzungsbedingungen“ lassen viel Spielraum für das Durchleuchten von Metadaten – auch von europäischen Nutzer*innen. Expert*innen warnen vor Facebooks Intransparenz. Metadaten geben zum Beispiel Aufschluss über die Nutzungsdauer, die Anzahl der täglichen Nachrichten sowie den Standort der User*innen. Ein erweiterter Zugriff für Facebook könnte dazu führen, dass das Unternehmen noch stärker Daten analysiert und diese intensiver für Marketingzwecke und Direktwerbung nutzt.

Die Ausmaße des Daten-Deals lassen sich schwer einschätzen. Einerseits verlangt der Online-Gigant einen Blankoscheck für private Daten. Andererseits gibt Facebook nicht preis, welche WhatsApp-Daten der Konzern durchleuchten will. Hamburgs Datenschutzbeauftragter Johannes Casper warnt vor einem möglichen „rechtswidrigen massenhaften Datenaustausch“, den Facebook mit den neuen Richtlinien durchführen könnte. Mit einer Klage will Casper deswegen gegen Facebooks Daten-Deal vorgehen.

Bereits Anfang des Jahres kündigte Facebook die neuen „Nutzungsbedingungen“ an. Bis zum 8. Februar 2021 sollten Verbraucher*innen zustimmen. Die Folge: Unzählige User*innen protestierten über Twitter und andere soziale Netzwerke gegen die neuen Bestimmungen – und verließen WhatsApp. Die große Welle an Wut und Entrüstung traf Facebook hart und zwang den Messenger zu einer Stellungnahme. Der Konzern verschob den Start auf Mitte Mai. Das zeigt: Je mehr Bürger*innen von den Daten-Deals erfahren, desto größer die Chance, dass Facebook die „Nutzungsbedingungen“ begräbt.

Nachdem Facebook die neuen „Nutzungsbedingungen“ angekündigt hatte, wechselten viele User*innen zu Nachrichtendiensten wie Signal oder Telegram. Bei Telegram sollten Verbraucher*innen jedoch vorsichtig sein. Eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bei normalen Chats gibt es nicht. Allgemein gelten die Messenger-Alternativen Signal und Threema als datensicherer im Vergleich zu WhatsApp. Genauere Informationen finden Sie hier.

Der hamburgische Datenschutzbeautrage Johannes Casper klagt vor Gericht gegen Facebooks Daten-Deal. Er fordert von Facebook, den entstandenen „(…) unzulässigen Einwilligungsdruck auf Millionen von Menschen zu beenden (…)“. Zusätzlich fordert Casper Facebook auf, eine unabhängige Überprüfung der neuen Nutzungsbedingungen anzuordnen. Doch Caspers Klage könnte scheitern. Als letzte Instanz müsste dann auf europäischer Ebene eine klare Gesetzgebung verabschiedet werden, die Facebooks Datenschutzmängel behebt. Vorerst empfiehlt Casper allen WhatsApp-Nutzer*innen, die neuen Datenschutzrichtlinien abzulehnen und bis zum 15. Mai abzuwarten.

„Zustimmen oder abmelden?“, Deutschlandfunk, 22. Februar 2021

„Gegenwind für Datendealer“, Tageszeitung, 18. März 2021

„Ein guter Zeitpunkt, Whatsapp Lebewohl zu sagen“, Süddeutsche Zeitung, 8. Januar 2021

„Dringlichkeitsverfahren gegen Facebook“, Datenschutz Hamburg, 13. April 2021

“WhatsApp-Alternativen: Messenger im Überblick”, verbraucherzentrale.de, 12. Mai 2021

Campact-Aktion vor der Facebook-Zentrale in Hamburg

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