Plastik-Flut eindämmen!
Die EU nimmt den Kampf gegen die Verschmutzung unserer Meere mit Plastikmüll auf. Dass die EU Ernst macht im Kampf gegen Plastikmüll, ist auch ein Erfolg unseres europaweiten Appells – mehr als 750.000 Menschen aus ganz Europa haben ihn unterzeichnet. Auf dieser Seite kannst Du alles zur Plastikmüll-Kampagne nachlesen.
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Aktuelle Themen zu Plastikmüll und Verpackungen
5-Minuten-Info
In den Weltmeeren befinden sich Schätzungen zufolge bereits rund 150 Millionen Tonnen Plastikmüll, und jedes Jahr kommen weitere acht Millionen Tonnen hinzu. Das Problem dabei ist: Plastikmüll verrottet nicht. Unzählige Seevögel, Fische oder Robben verenden, weil sie sich an Plastikschnüren verheddern. Andere halten Plastikstücke für Futter und verhungern, weil sie sie nicht verdauen können. Mit der Zeit zerfallen Plastikstücke zu Mikroplastik. Diese werden von Plankton, Muscheln oder Algen aufgenommen und gelangen so in die Nahrungskette.
Unter Mikroplastik versteht man Plastikteile, die fünf Millimeter oder kleiner sind. Mikroplastik entsteht, wenn Plastikmüll unter dem Einfluss von Sonnenlicht oder Meereswellen in immer kleinere Teile zerfällt. Mikroplastik wird aber auch absichtlich hergestellt und Kosmetikprodukten wie Shampoo oder Zahnpasta zugesetzt. Auch beim Waschen von Synthetik-Kleidung gelangt Mikroplastik ins Abwasser. Da Kläranlagen dieses Mikroplastik nicht herausfiltern können, gelangt es ungehindert in Flüsse und Meere.
Die EU-Kommission hat im Januar 2018 eine ambitionierte Strategie gegen Plastikmüll veröffentlicht. Damit möchte die Kommission Plastikmüll im Meer stark reduzieren und das Kunststoff-Recycling ausbauen. Die Plastik-Strategie ist ein wichtiger Erfolg im Kampf gegen Plastikmüll. Die Strategie enthält eine lange Liste von Maßnahmen. Die drei wichtigsten sind folgende:
- Die Kommission will Gesetze zur Reduktion von Einwegplastik vorlegen. Das ist dringend nötig: Denn Produkte wie Einwegflaschen, Coffee-to-go-Becher oder Zigarettenfilter werden häufig achtlos weggeworfen. Einmal in die Umwelt gelangt, bleiben sie dort hunderte Jahre. Bei Plastiktüten wurde die EU bereits aktiv – und sie hat eine starke Reduktion des Tütenverbrauchs erreicht. Jetzt sollen auch Gesetze gegen weitere Einwegartikel folgen.
- Bis 2030 soll Verpackungsmüll zu 100 Prozent recyclebar sein. Heute wird nur ein kleiner Teil des EU-Plastikmülls recycelt, während 30 Prozent auf Mülldeponien landet und 40 Prozent verbrannt wird. Das ist eine riesige Verschwendung und nicht selten wird der Müll von Deponien in die Umwelt geweht. Damit die Wiederverwertungsquote deutlich steigt, soll Verpackungsmüll bis 2030 vollständig recyclebar sein.
- Die Kommission will den Zusatz von Mikroplastik in Produkten reduzieren. Shampoo, Waschmittel, Hautlotionen – die Industrie setzt vielen Produkten Mikroplastik hinzu. Und das landet über das Abwasser direkt in Flüssen und Meeren. Die Kommission will jetzt dagegen vorgehen. Mithilfe der REACH-Verordnung (REACH für Registration, Evaluation, Authorisation und Restriction of Chemicals)s, die die Zulassung von Chemikalien regelt, soll der Zusatz von Mikroplastik eingeschränkt werden.
Mit der Plastik-Strategie hat die EU sich ambitionierte Ziele gesetzt – doch entscheidend wird die Umsetzung dieser Ziele sein. In Bezug auf Einwegplastik will die Kommission zunächst eine öffentliche Konsultation durchführen und dann einen Gesetzesvorschlag vorlegen. Zur Verbesserung des Recycling bereitet die Kommission eine Überarbeitung der Richtlinie über Verpackungen und Verpackungsabfälle vor. Und zur Eindämmung von Mikroplastik will die Kommission auf die REACH-Verordnung zurückgreifen. Campact wird genau beobachten, ob die Kommission jetzt wirklich ernst macht – und gegebenenfalls mit neuen Aktionen gegenhalten.
Als Verbraucher*innen können wir alle dazu beitragen, dass weniger Müll produziert und weggeworfen wird. Doch alleine an die Verbraucher/innen zu appellieren, reicht nicht aus: Viele Menschen ignorieren Appelle, die dazu aufrufen den eigenen Konsum zu verändern. Ein Grund dafür ist der Mangel an Alternativen, wenn selbst im Bio-Markt manches Gemüse nur in Folie eingeschweißt angeboten wird. Oder es fehlt schlichtweg an einer klaren Kennzeichnung, um zum Beispiel Kosmetik mit Mikroplastik zu erkennen. Die EU ist der weltweit größte Wirtschaftsraum. Wenn sie Gesetze gegen Plastikmüll beschließt, betreffen diese über 500 Millionen Einwohner*innen. Um die Meere vor der Plastik-Flut zu bewahren, braucht es unbedingt ein entschiedenes Handeln der EU-Kommission.
Plastik ist nicht grundsätzlich gesundheitsschädlich. Doch häufig wird Plastik mit Zusatzstoffen versetzt, die unserer Gesundheit schaden können. So können Kunststoffe, die mit Weichmachern, Bisphenol A oder Flammschutzmitteln versetzt wurden, gesundheitsschädliche Wirkungen haben. Ein weiteres Gesundheitsrisiko entsteht, weil sich im Meer Umweltgifte wie Schwermetalle oder Dioxine an Plastikstücke anheften. Werden diese Plastikstücke von Meerestieren gefressen, können die Schadstoffe in die Nahrungskette gelangen.
„EU-Kommission sagt Plastikmüll den Kampf an“, Spiegel Online
„Die Tiefsee ist ein Endlager“, Zeit Online
„Globale Statistik: Plastik-Welt“, Spiegel Online
„Mehr Plastik als Fische im Meer“, Süddeutsche Zeitung
„Mikroplastik im Meer, Unsichtbar, aber auch ungefährlich?“, Arte-Dokumentation
Plastik im Meer, Warum Plastik so gefährlich für den Lebensraum Meer ist und was wir alle gegen die Vermüllung der Ozeane tun können, Greenpeace-Factsheet