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Lücken im Lebenslauf lassen fast jeden Arbeitgeber stutzig werden. Wenn aber der Arbeitgeber selbst große Löcher in der Firmengeschichte hat, sprechen sie das ungern an. Ein solches Loch tut sich bei vielen Firmen zwischen 1933 und 1945 auf, der Zeit des Nazi-Regimes in Deutschland. 

Schwammig formulierte Unternehmens-Chroniken, großzügige Auslassungen, beschönigende Umdeutungen – aber auch Aufarbeitung: Deutsche Traditionsunternehmen gehen ganz unterschiedlich mit ihrer Geschichte um. Wir schauen uns in einer (nicht vollständigen) Liste an, wie sich deutsche Unternehmen während der NS-Zeit verhalten haben. 

Kühne + Nagel

Das Speditions- und Logistikunternehmen „Kühne + Nagel“ gibt es seit 135 Jahren – also auch während der NS-Zeit. Das Unternehmen und dessen Erbe und Mehrheitsbesitzer, der Milliardär Klaus-Michael Kühne, schweigen über die Zeit zwischen 1933 und 1945. Was hat das Familienunternehmen in zwölf Jahren Nationalsozialistischer Diktatur gemacht?

Eigentlich ist die Geschichte des Unternehmens gut dokumentiert – auch die Zeit zwischen 1933 und ‘45. Das Unternehmen wurde 1890 von durch August Kühne und Friedrich Nagel gegründet. Nach Friedrichs Tod übernahmen erst August Kühne und später dessen Söhne Alfred und Werner die Firma als alleinige Anteilsinhaber. Sie waren es auch, die 1933 den jüdischen Kaufmann Adolf Maass entließen, der bis dahin die Niederlassung in Hamburg geleitet hatte. Er wurde später deportiert und 1944 vermutlich in Auschwitz ermordet. Wenige Tage nach der Trennung von Maass traten die Brüder in die NSDAP ein – „weil sie es mussten“, wie sie und weitere Mitarbeitende später den Beamten, die für die Entnazifizierung zuständig waren, berichten würden. 

Lukratives Geschäft mit „Umzugsgut“

Was hingegen weniger wie „Zwang“ und mehr wie bewusste Geschäftsentscheidung wirkt: Kühne + Nagel übernahm viele im Zuge der „Arisierung“ geschlossene, vormals jüdisch geführte Logistikunternehmen. Darüber hinaus verschiffte Kühne + Nagel das Hab und Gut der Besitzer*innen und hunderter weiterer Jüd*innen, die nach 1933 das Land verließen, gewinnbringend nach Übersee. Als mit Kriegsbeginn 1939 die Verschiffung nicht mehr möglich war, lagerte Kühne + Nagel das sogenannte „Umzugsgut“ aus Möbeln, Wertgegenständen und persönlichen Besitztümern ein – um sie nach dem Krieg an Bombengeschädigte zu verkaufen. Auch Gegenstände aus geplünderten Wohnungen bewahrte das Unternehmen auf. Zwischen 1939 und 1945 wurde Kühne + Nagel zudem jedes Jahr mit dem Gau-Diplom als „Nationalsozialistischer Musterbetrieb“ für „hervorragende Leistungen“ ausgezeichnet.

Auf Anfragen zu diesem Abschnitt der Firmengeschichte antwortet der Konzern seit Jahren ähnlich und wiederholt eine Stellungnahme aus dem Jahr 2015: Firmenintern lägen keine Dokumente für die entsprechende Zeit vor; die Bürohäuser von Kühne + Nagel in Hamburg und Bremen und damit auch die Firmenarchive seien im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. In dieser Stellungnahme geht der Konzern nur oberflächlich auf die Tätigkeiten und Schädigungen durch die Firma ein – und betont stattdessen, dass man froh sei, dass der Konzern „die Kriegswirren [..] überstanden“ habe.

Firmenerbe und Multimilliardär Klaus-Michael Kühne verweigert bis heute eine vollständige Aufarbeitung der Geschichte seines Konzerns, denn dafür sei es jetzt „zu spät“. Mit der anhaltenden Diskussion darüber würden „alte Wunden aufgerissen“, beklagt er. Dabei sollte es nicht um die vermeintlichen „Wunden“ der Täter*innen und ihrer Nachkommen gehen. Sondern um die Wunden, die den Opfern des Unternehmens zugefügt wurden – und die bis heute transgenerational fortwirken.

Rheinmetall

Das deutsche Rüstungsunternehmen Rheinmetall wurde 1889 in Dortmund gegründet und später nach Düsseldorf und dann Berlin verlegt. Es produzierte lange Zeit neben Waffen und Rüstungsmaterial auch zivile Güter wie Schreib- und Rechenmaschinen, sowie Lokomotiven. Bis in die 1930er verlagerten sich diese Schwerpunkte immer wieder – bis im Zweiten Weltkrieg fast vollständig auf Waffenproduktion umgeschwenkt wurde. 

1938 geriet das Unternehmen vollständig unter staatliche Kontrolle und wurde in die planmäßige Kriegsvorbereitung integriert. In den Werken gehörte Zwangsarbeit zur Tagesordnung. Die Arbeiter dafür kamen aus den größten KZ in Düsseldorf, Berta I und Berta II. Sie standen unter der Verwaltung der Rheinmetall-Borsig AG. Unter unmenschlichen Bedingungen arbeiteten die Zwangsarbeiter*innen dort lange Schichten. Hunger, Krankheiten und Gewalt forderten zahlreiche Opfer, viele Häftlinge überlebten die schweren Lebens- und Arbeitsbedingungen nicht.

Rheinmetall sagt von sich selbst, sie „sehen [sich] in einer besonderen Verantwortung, zur Erinnerungs- und Gedenkkultur im Kontext des Zweiten Weltkrieges beizutragen.“ Dafür haben sie ihre „Rolle und Verfehlungen in der NS-Zeit“ dokumentieren lassen. Die Ergebnisse dieser Dokumentation wurden in einer Festschrift zum 125-jährigen Jubiläum von Rheinmetall veröffentlicht.

Greenpeace kritisiert die genannte Aufarbeitung in der Festschrift. Ihre Begründung: Nicht unabhängige Expert*innen hätten die Untersuchungen und Recherchen durchgeführt, sondern eine bisher fachlich nicht in Erscheinung getretene Person, die vorher freiberuflich das Rheinmetall-Archiv betreut habe. Die Darstellung der Situation der Zwangsarbeiter*innen sei unseriös und verharmlosend und spiele die Rolle des Konzerns herunter – auch, weil oft betont werde, dass der Konzern sich nicht gegen die Verstaatlichung hätte wehren können. Eine Argumentation, die Rheinmetall nach dem Krieg oft vertrat, um Verantwortung abzuwenden. Auch an anderer Stelle, zum Beispiel wenn es um die Behandlung der KZ-Häftlinge durch die SS ging, weise das Unternehmen die Verantwortung für Taten, die auf den eigenen Werksgeländen passiert seien, von sich. 

Der moderne Konzern Rheinmetall ist sich also bewusst, dass er während der NS-Zeit von Zwangsarbeit profitiert hat – bemüht sich aber mehr schlecht als recht um wirkliche Aufarbeitung.

Adidas und Puma

Die Geschichte der Dassler-Brüder und ihrer beiden konkurrierenden Firmen kennen in Deutschland viele. Dazu tragen auch Fernsehfilme und Dokumentationen bei, welche die Gründung der ursprünglichen Firma „Gebrüder Dassler Schuhfabrik“ und den Streit porträtieren, der schließlich zur Trennung in Adidas und Puma führte. 

Du findest, wir sollten auch noch die Geschichte von einem oder mehreren anderen deutschen Unternehmen betrachten? Schick uns Deine Hinweise dazu gerne an

Was gerne ausgeblendet und schon lange kritisiert wird: Die Nazi-Verwicklungen, die ermöglichten, dass die Schuhfabrik überhaupt die NS-Zeit überstand. Adolf und Rudolf Dassler traten bereits im Frühjahr 1933 der NSDAP bei. Adolf „Adi“ Dassler war zudem von 1935 bis Kriegsende Sportwart und hielt damit einen Funktionärsposten in der Hitlerjugend. 

Während des Krieges war die Dassler-Schuhfabrik die letzte noch laufende Sportschuhfabrik des Landes und belieferte die Wehrmacht mit Sport- und Spezialschuhen. Ab 1943 wich die Schuhproduktion der Herstellung und Montage der Panzerabwehrwaffe „Raketenpanzerbüchse 54“. Dabei wurden zwischen 1942 und 1945 mindestens neun Zwangsarbeiter*innen eingesetzt. In der offiziellen Firmenchronik von Adidas wird dieses Kapitel nicht erwähnt.

Beide Unternehmen sind heute nicht mehr in Familienbesitz: Die vier Dassler-Töchter verkauften 1990 knapp 80 Prozent ihrer Adidas-Anteile. Die Dassler-Erben bei Puma verkauften ihre Anteile ebenfalls in den 1990ern. 

Bosch 

Der Ingenieur und Erfinder Robert Bosch gründete 1886 nordwestlich von Stuttgart die Robert Bosch GmbH, eine „Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik“. Bosch selbst galt als überzeugter Liberaler und Hitler-Gegner. Nach 1933 war er das Zentrum des Bosch-Kreises, einer nach ihm benannten oppositionellen Gruppe. Dessen Mitglieder unterstützen verfolgte Juden und pflegen geheime Kontakte zu jüdischen Führungspersönlichkeiten. 

Aber auch sein Unternehmen war ab 1933 in eine Zusammenarbeit mit den Nazis verwickelt. Führende Vertreter der Firma hätten sich 1933 aus taktischen Gründen der NSDAP angeschlossen, denn es sei ihnen „damals dringend angeraten worden, dass, um unmittelbar drohende Gefahren von der Firma abzuwenden, wenigstens ein Teil der leitenden Herren die formale Zugehörigkeit zur Partei erwerben sollte.“ Die Firmenführung folgte der NS-Logik und entfernte sich damit ideologisch von ihrem Gründer. 

Bosch baute bis 1938 zwei Fabriken in Kleinmachnow und Hildesheim. Dort fertigten viele Zwangsarbeiter*innen, KZ-Insassen und Kriegsgefangene Teile für die deutsche Flugzeugindustrie sowie Elektronik für Militärkraftfahrzeuge. Auf dem Höhepunkt waren rund 50 Prozent der mehr als 9000 Beschäftigten in den Rüstungsfabriken von Bosch Zwangskräfte.

Die Firma Bosch und ihr Gründer und damaliger Besitzer sind mit dem zweigeteilten Verhalten zwischen Systemgehorsam und Widerstand eine Ausnahme unter den deutschen Unternehmen. Der Fall Bosch zeigt auch: Für Unternehmer war es durchaus möglich, Widerstand gegen das NS-Regime zu leisten. Ebenso, wie es möglich ist, sich transparent mit der Konzernvergangenheit auseinanderzusetzen. Bosch hat mehrere Studien zu seiner Geschichte initiiert und war aktiver Teil der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft zur Zwangsarbeit.

VW

Die Geschichte der deutschen Automarke Volkswagen (VW) begann ganz grundlegend mit den Nazis. 1934 als nationalsozialistischer Staatsbetrieb gegründet, sollten ab 1938 in dem neu gebauten Werk in Wolfsburg die ersten „Volksautos“ vom Band laufen. Der Name: „Kraft durch Freude“, kurz KdF-Wagen, ein Prestige-Projekt der Nationalsozialisten. Bis zu 21.000 Menschen sollten dadurch Arbeit finden. Rekrutierung, Kasernierung und Grundausbildung von Lehrlingen übernahm die Hitler-Jugend. Zur Produktion kam es nicht mehr, denn 1939 stieg Volkswagen mit in die Rüstungsproduktion ein. Der KdF-Wagen wurde zur Grundlage für Kübel- und Schwimmwagen. Außerdem produzierte Volkswagen Panzerfäuste, Tellerminen und Flugzeugteile.

Auch der nationalsozialistischen Staatsbetrieb VW setze Zwangsarbeiter*innen, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge ein. Bis zu 20.000 Zwangskräfte schufteten bis Kriegsende in Wolfsburg und waren zum Teil direkt auf dem Firmengelände untergebracht. 1944 waren nach VW-Angaben rund zwei Drittel der Belegschaft Zwangsarbeiter*innen. Viele der Gefangenen, besonders sowjetische, wurden durch die unerträglichen Arbeitsbedingungen ermordet; schwangeren Zwangsarbeiterinnen wurden die Kinder direkt nach der Geburt entzogen.

Nach dem Krieg verwaltete erst die britische Militärregierung das Unternehmen, bevor es 1949 in die Treuhandschaft des Landes Niedersachsens und damit Staatsbesitz überging. 1960 privatisierte die Bundesregierung schließlich das Unternehmen. In den 1980ern und 90ern begann das Unternehmen mit einer umfangreichen Aufarbeitung seiner Geschichte.  Ende 1999 eröffnete die „Erinnerungsstätte an die Zwangsarbeit auf dem Gelände des Volkswagenwerks“. Darüber hinaus bietet VW online verschiedene Quellen und Ressourcen an, die über die Zeit als NS-Staatsbetrieb informieren und pflegt eine aktive Erinnerungskultur.

BMW

Die Geschichte der Bayerischen Motorenwerke (BMW) fängt an, lange bevor der Name erstmalig fällt: nämlich 1913 mit der von Karl Rapp in München gegründeten Rapp Motorenwerke GmbH und den im gleichen Jahr von Gustav Otto gegründeten Otto-Werken GmbH. 1916 schlossen sich diese beiden Unternehmen unter dem Namen Bayerische Flugzeugwerke zusammen, später dann als Bayrische Motorenwerke bekannt. Bis zum Zweiten Weltkrieg baute BMW in erster Linie Flugzeug- und Automotoren, Motorräder und ganze Autos.

Auch BMW profitierte vom Krieg: Die Autos, Motorräder und vor allem Flugzeugmotoren wurden auch für Kriegszwecke produziert. Das Unternehmen wuchs zu einem der wichtigsten in der deutschen Kriegswirtschaft. Mit dieser Seite seiner Geschichte geht das Unternehmen heute transparent um: „Im Krieg setzte die Unternehmensführung ohne moralische Skrupel Zwangsarbeiter*innen und KZ-Häftlinge ein, um die geforderten Produktionszahlen zu erreichen. Die Arbeiter mussten unter grausamen Bedingungen schuften, nicht wenige starben an Hunger und Erschöpfung“, schreibt BMW auf der Firmen-Website.

Das Kriegsgeschehen selbst hinterließ auch Spuren bei BMW. Alliierte Bomber griffen insbesondere das Flugmotorenwerk in Eisenach, aber auch andere Standorte wie München und Allach an. Alle Standorte waren nach dem Krieg von Produktionsverboten und Demontagen für Reparationszahlungen betroffen.

Vom Kriegskonzern zum privaten Projekt

Dass es BMW in seiner heutigen Form trotzdem noch gibt, verdankt das Unternehmen vor allem der Familie Quandt. 1959, als das Unternehmen vor der Übernahme durch Daimler stand, rettete Herbert Quandt BMW. Der Sohn des Textil-Industriellen und Batterie-Fabrikanten Günther Quandt war privat und geschäftlich sehr eng mit dem NS-Regime verbunden: Günthers Ex-Frau Magda heiratete Propagandaminister Joseph Goebbels. Seinen Sohn Harald, der nach der Scheidung im Hause Goebbels aufwuchs, machte er neben Herbert zu einem seiner Nachfolger. 

Günther Quandt profitierte vom Regime als Ausrüster der Wehrmacht, bei der Waffenproduktion, als Batteriehersteller und bereicherte sich durch sogenannte „Arisierungen“ aus jüdischem Besitz.

Auch wenn Quandt und BMW während der NS-Zeit zwei völlig unterschiedliche Unternehmen waren: Herbert Quandt rettet BMW mit Mitteln, die sein Vater erst dank des NS-Regimes erwirtschaften konnte. 

Sarah Judith Hofmann in einem Bericht für die Deutsche Welle über BMW

Heute halten die Kinder von Herbert Quandt und seiner dritten Frau Johanna Quandt (geborene Bruhn) bei BMW das Zepter in der Hand: Stefan Quandt hält rund 25,8 Prozent der Firmenanteile, seine Schwester Susanne Klatten (geb. Quandt) rund 20,9 Prozent. Gemeinsam besitzen sie etwa 46,7 Prozent der Anteile. Klatten und Quandt gehören mit ihren jeweiligen Vermögen von rund 27 Milliarden Dollar bzw. 26 Milliarden Dollar zu den reichsten Deutschen

Edeka

Der Einzelhandelskonzern Edeka geht auf den Zusammenschluss von 21 Kaufleuten in Berlin im Jahr 1907 zurück. Der Name des gemeinsamen Einkaufsverbands: „Einkaufsgenossenschaft der Kolonialwarenhändler im Halleschen Torbezirk zu Berlin“ –  kurz „E.d.K.“. Ab 1911 führte der stetig wachsende Verband dann den Markennamen Edeka. Ihr Geschäft machten sie bis in die 1930er Jahre mit Produkten aus tropischen Ländern oder damaligen Kolonien: Kaffee aus Brasilien, Tee aus Kenia, Zucker aus Kuba, Reis aus Vietnam, Kakao von der Westküste Afrikas und Zigarren aus Indonesien. 

Schon Anfang 1933 unterwarf sich Edeka bereitwillig der „Gleichschaltung“ des eigentlich genossenschaftlich organisierten Verbands. Die mit Parteisympathisanten besetzte Zentrale verfügte, dass Neueinstellungen vorzugsweise aus den Reihen der SA und der SS vorzunehmen seien; jüdische Mitglieder seien auszuschließen. Dazu wurden Angestellte dazu angehalten, über den Ladentisch die „Lehre Adolf Hitlers“ zu verbreiten. Die Verbundmitglieder profitieren auch von der Judenvertreibung, denn so verschwanden unliebsame Konkurrenten – oder konnten im Zuge der „Arisierung“ übernommen werden. 

Nach dem Krieg blieb Edeka erst weiter in Nazi-Hand. Generaldirektor Paul König, SA-Mann und SS-Fördermitglied, behielt sein 1937 übernommenes Amt bis 1966. Eine Aufarbeitung der Rolle im Nationalsozialismus fand erst deutlich später statt in der „Dokumentation der Geschichte der EDEKA Zentralorganisationen unter besonderer Berücksichtigung der Edekabank AG 1907 bis 2012“. Historiker*innen der „Historiker-Genossenschaft eG“ beschreiben in der von der Edekabank finanzierten Untersuchung die Nazi-Verwicklungen des Verbandes. Die daraus abgeleitete, offizielle Perspektive von Edeka: Es habe regionale Genossenschaften gegeben, die sich der Führer-Partei NSDAP verweigerten, und andere, die mit überdurchschnittlichem Eifer dabei gewesen seien. Zumindest einige Genossenschaften sollen im Krieg auch Zwangsarbeiter*innen eingesetzt haben.

Zwischen aktivem Wegschauen und Aufarbeitung

Der Blick in die deutsche Geschichte zeigt: Viele heute noch namhafte Unternehmen haben sich während dem NS nicht gescheut, mit den Nazis zu kooperieren, die Kriegswirtschaft anzukurbeln und Verfolgte des Regimes brutal für ihre Profite auszubeuten und durch Arbeit zu ermorden. 

Während einige sich bemühen, ihre Unternehmensgeschichte aufzuarbeiten und sich ihrer historischen Verantwortung zu stellen, versuchen auch viele, ihre NS-Vergangenheit zu beschönigen, zu vertuschen oder sich selbst als Opfer darzustellen. Vor dem Hintergrund, dass heute wieder Unternehmen dazu ansetzen, mit der rechtsextremen AfD anzubandeln, ist die Erinnerung an die Rolle der Wirtschaft im NS besonders wichtig.


Campact steht gegen Rechtsextremismus und für eine transparente und lebendige Erinnerungskultur ein – bei Firmen und Unternehmen, aber auch Verbänden und Organisationen. 

Der Lobby-Verband „Die Familienunternehmer“ wollte zuletzt Kontakte zu einer Partei aufbauen, die eine Erinnerungskultur entschieden ablehnt: der AfD. Dafür zog der Verein viel Kritik auf sich; einige Mitgliedsunternehmen wie Rossmann und Vorwerk verließen daraufhin den Verband. Wie „Die Familienunternehmer“ bereits schon länger mit der AfD verbunden waren, erklärt Andreas Kemper in diesem Beitrag: 

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