Prozess gegen „Containern“ morgen in Hannover

Hannover, 25. März 2019. Weil sie im Mai 2018 Lebensmittel aus einem Müllcontainer auf dem Gelände eines EDEKA-Supermarktes nahe Hannover geholt haben, stehen am Dienstag zwei 40-jährige Männer vor Gericht. Doch dass das Bergen von Lebensmitteln, deren Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist oder die unansehnlich aber genießbar sind, weiter unter Strafe steht, regt über 110.000 Menschen auf. Sie alle haben die Petition an Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) und EDEKA auf der Plattform WeAct unterschrieben, um eine Gesetzesänderung zu erreichen. “Containern” soll demnach nicht mehr als Diebstahl gelten.

110.000 Menschen gegen Kriminalisierung

Bekannt wurden die Probleme rund um das “Containern” durch den Fall zweier Studentinnen aus Bayern. Sie hatten Lebensmittel aus einem Müllcontainer eines EDEKA-Marktes in Olching entnommen. Die beiden Frauen, Caro und Franzi, kamen vor Gericht. Sie wurden wegen Diebstahls zur Ableistung von  Sozialstunden verurteilt und starteten den Online-Appell für die Entkriminalisierung des “Containerns”. “Es geht denen, die in den Container nach Essbarem suchen, nicht immer nur um die blanke Not, sondern manchen auch um grundsätzliche Themen”, sagt Natalie Barth von WeAct. “Sie wollen in Zeiten von Erderhitzung, Überproduktion und Ressourcenverknappung ein Zeichen gegen Verschwendung setzen. Das darf keine Straftat sein.” Die Lebensmittel aus den Containern werden entweder selbst verarbeitet oder verschenkt.

WeAct-Petition an Barley und EDEKA

Die Olchinger Studentinnen haben bundesweit Solidarität erfahren und wollen den  angeklagten beiden Männern in Hannover beistehen. Auch in Hannover sind vor dem Gericht Protestaktionen geplant. Der EDEKA-Markt in Ingeln-Oesselse bei Hannover (Werbespruch “Wir lieben Lebensmittel”) konnte sich bei der Anzeige darauf berufen, dass auch der Abfall Eigentum des Supermarktes sei. Doch gerade die EDEKA-Kette sollte den eigenen PR-Maßstäben gerecht werden und sich aktiv gegen die Verschwendung einsetzen. Nach Studien des WWF, der mit EDEKA kooperiert, werden pro Jahr 18 Millionen Tonnen genießbarer Lebensmittel weggeworfen.

“Justizministerin Barley sollte sich noch vor der Europawahl etwas einfallen lassen, um die Kriminalisierung der Lebensmittel-Retter und Retterinnen zu beenden. Das würde dann auch EDEKA vorgeben, wie die Supermärkte beim nächsten Mal zu reagieren haben”, so Barth.

Achtung Redaktionen:
Der Prozess findet am 26. März ab 13 Uhr am Amtsgericht Hannover in Saal 2186 statt.
Ab 12:30 Uhr soll es vor dem Gericht eine Protestaktion geben.

WeAct ist die Petitionsplattform von Campact, auf der Bürgerinnen und Bürger eigene Online-Appelle starten können.
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