Petition fordert von Özdemir Verbot des Qualhormons PMSG im neuen Tierschutzgesetz 

Eine Islandpferd-Stute mit einem Fohlen.
Foto: IMAGO/SergioxPitamitz

Freiburg, 8. August 2023. Das Fruchtbarkeitshormon PMSG (Pregnant Mare Serum Gonadotropin) wird millionenfach in der industriellen Schweinezucht eingesetzt. Es steigert die Fruchtbarkeit der Muttersauen und taktet die künstliche Befruchtung, die Geburten, die Mast und das Schlachten. Das Hormon ist ein lukratives Geschäft für die Pharmafirmen, die es verkaufen oder aus dem Blut trächtiger Stuten billig gewinnen. Die qualvolle Blutentnahme ist riskant und kann zum Tod der Stuten führen. 

Auf WeAct, der Petitionsplattform von Campact, fordern inzwischen rund 70.000 Bürgerinnen und Bürger Bundesagrarminister Cem Özdemir auf, sich für ein gesetzliches Verbot von PMSG einzusetzen. Die Petition wurde von der Animal Welfare Foundation (AWF) gestartet. Der Zeitpunkt ist günstig, denn im Bundestag wird 2024 ein neues Tierschutzgesetz verabschiedet. „Wann, wenn nicht jetzt, sollte ein Verbot für Hormone wie PMSG gesetzlich festgeschrieben werden“, begründet Clara Koschies, WeAct-Campaignerin, die Unterstützung der Petition.

„Bundesagrarminister Cem Özdemir verschiebt die Verantwortung für die Genehmigung der PMSG-Gewinnung auf die Bundesländer und die des Imports auf die EU-Ebene. Dabei müsste sein Ministerium handeln. Die Gewinnung, der Import und der Einsatz des Qualhormons verstößt gegen nationales Recht“, erklärt Sabrina Gurtner, AWF-Projektleiterin. Mehrere Rechtsgutachten, darunter eines unter Beteiligung der Grünen, belegen, dass ein PMSG-Verbot notwendig ist. Mit der Revision des Tierschutzgesetzes 2024 könnte Bundesminister Özdemir das Leiden der trächtigen Stuten und der Schweine durch die Produktion und Anwendung des Qualhormons beenden. 

Auch in Deutschland darf trächtigen Stuten mit behördlicher Genehmigung Blut abgenommen werden. Hierzu wurde die Produktion des Hormons als Tierversuch genehmigt. Diese Genehmigung ist jedoch rechtswidrig, denn Tierversuche müssen unerlässlich sein. Bei PMSG ist das nicht der Fall. Ein von der Bundesregierung finanziertes Projekt belegt, dass in der Ferkelzucht durch fachgerechtes Management sowie zootechnische Maßnahmen auf PMSG verzichtet werden kann. Auch stehen synthetische Wirkstoffe zur Verfügung.

Seit Jahren veröffentlicht die Animal Welfare Foundation (AWF) Recherchen aus Südamerika und Island, die belegen, dass die Stuten massiven Qualen ausgesetzt sind. „Mit Gewalt werden die halbwilden Tiere in die Blutentnahmeboxen getrieben und mit Gurten fixiert. Die Köpfe werden mit Stricken nach oben gezogen, die Hälse überstreckt, damit das Blut schneller aus der Halsvene fließt. Das geschieht wöchentlich in einem Zeitraum von zwei bis drei Monaten“, berichtet Sabrina Gurtner, AWF-Projektleiterin von ihren Einsätzen vor Ort.

Auch die Schweine leiden unter dem Hormoneinsatz. Die Muttersauen werden pausenlos in die Trächtigkeit gezwungen, was zu einer massiven Auszehrung führt. Die Folgen sind zudem überzählige und schwache Ferkel, die das Muttertier nicht versorgen kann, und eine erhöhte Ferkelsterblichkeit. Die Muttersauen werden ausgelaugt nach nur sechs Geburten durch neue ersetzt.

Auch der Schauspieler und Tierschutzaktivist Hannes Jaenicke unterstützt die Petition. In seinem Buch „Die grosse Sauerei“ fordert er zum Umdenken in der Massentierhaltung, insbesondere in der Schweinefleischproduktion, auf. „Die industrielle Schweinezucht ist tierfeindlich und brutal genug. Dass obendrein PMSG eingesetzt wird, um die durchgetaktete Industrialisierung der Schweinefleischproduktion noch weiter zu ‚perfektionieren‘, ist ein glatter Bruch des deutschen Tierschutzgesetzes und gehört längst verboten.“

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