Saatgut: Vielfalt statt Industriegemüse

Zurück auf Los: Mit satter Mehrheit hat das EU-Parlament die Saatgut-Verordnung abgelehnt. Jetzt ist die Kommission gefordert, die Verordnung zu überarbeiten. Mit der Entscheidung des Parlaments beenden wir unseren Online-Appell.

Danke an alle, die unterzeichnet haben! Unten kannst Du alle Infos zur Saatgut-Kampagne nachlesen. Natürlich setzt sich Campact weiter für die Agrarwende ein – entdecke hier unsere anderen Aktionen.

Landwirtschaft, Insektenschutz und Tierwohl – alle Aktionen von Campact

Eine braune Kuh steht auf einer grünen Wiese.

Campacts Einsatz für die Agrarwende geht weiter: Wir kämpfen für ein Verbot des Ackergifts Glyphosat und setzen uns als Bürgerbewegung für mehr Tierwohl, besseren Insektenschutz und eine vielfältige, bäuerliche Landwirtschaft.

5-Minuten-Info: Saatgut: Seltene Sorten: Vielfalt statt Industriegemüse

Bunte Vielfalt auf dem Teller

Eine große Auswahl an Obst-, Gemüse- und Getreidesorten sichert einen abwechslungsreichen Speiseplan. Für Verbraucher/innen bedeutet sie mehr Gesundheit und Geschmack beim Kauf von Lebensmitteln. Sie können Sorten bevorzugen, die an lokale Klima- und Bodenbedingungen angepasst sind, weniger Pestizide benötigen oder besonders gut schmecken. Ohne vielfältiges Saatgut, den freien Austausch und eine eigenständige Vermehrung kann sich die Landwirtschaft nicht an den Klimawandel, neue Krankheiten, Schädlinge, veränderte Lebensstile und Geschmäcker anpassen. Sie wird immer abhängiger von den hybriden, nicht mehr nachbaufähigen Sorten der Industrie und deren Züchtungszielen.

Schon heute dominieren nur 10 multinationale Unternehmen drei Viertel des weltweiten Saatgutmarkts. Die Firmen Monsanto, Syngenta und Pionieer allein machen über 50 Prozent des gesamten Saatgut-Umsatzes der Welt. Um ihre Kosten gering zu halten, sind die Konzerne daran interessiert, nur wenige Sorten auf dem Markt zu etablieren – und mit ihnen jeweils möglichst viel Umsatz zu machen. Die angebotenen Hybridsorten sind ertragsstark, können aber nicht nachgebaut werden, so dass Landwirte und Gärtnerinnen in der nächsten Saison auf den Kauf von neuem Saatgut angewiesen sind. Zudem sind sie für den Einsatz von Kunstdünger und Pestiziden der gleichen Firmen optimiert.

Erstickte Keime

Laut Studien der Welternährungsorganisation gibt es bereits heute im Vergleich zum Jahr 1900 drei Viertel weniger Gemüse-, Obst- und Getreidesorten. Nach dem Proteststurm stellte die Kommission zwar eilig klar: Die geplanten Regeln sollen nur für professionelle Züchter und Landwirte gelten. Doch wenn die Vielfalt der Sorten schrumpft, sind alle betroffen, die einkaufen, kochen oder gärtnern.

Regionale Kulturpflanzen erhalten!

Die neue Verordnung soll zwölf EU-Richtlinien und eine Vielzahl nationaler Gesetze ersetzen, die bisher den Umgang mit Saatgut geregelt haben. Nach den Plänen der Kommision sollen Landwirte und Bäuerinnen Samen und Setzlinge grundsätzlich dann nur noch in den Verkehr bringen dürfen, wenn sie ein EU weit einheitliches, amtliches Zulassungsverfahren durchlaufen haben. Das ist aufwändig und teuer und lohnt sich für viele lokale Sorten kaum. Zwar soll es für alte Sorten ein vereinfachtes Verfahren geben. Doch dies gilt nur für Gewächse, die bereits nachweislich auf dem Markt sind – und das muss im Zweifelsfall erst einmal bewiesen werden. Wieder entdeckte Sorten oder neue Kreuzungen oder Züchtungen hätten keine Chance.

Ausnahmen für Nischensorten

Dass der Protest bereits etwas bewirkt hat, zeigen neue Regelungen in der Verordnung: Privatpersonen oder kleine Unternehmen mit weniger als zehn Angestellten und zwei Millionen Euro Jahresumsatz dürfen „kleine Mengen“ Saatgut von Nischensorten auch ohne Zulassung auf den Markt bringen. Was „kleine Mengen“ allerdings genau bedeutet, will die Kommission später eigenmächtig festlegen – ohne parlamentarische Kontrolle.

EU-Parlament ist an der Reihe

Jetzt hängt alles am Europaparlament. Die Erfahrung zeigt: Kein Gesetz verlässt das EU-Parlament so, wie es hineingekommen ist. In den nächsten Monaten wollen wir deshalb gemeinsam mit unseren Bündnispartnern von „Save Our Seeds“, dem Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft, der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und der Initiative gegen Nachbau-Gebühren die entscheidenden deutschen Abgeordneten davon überzeugen, für eine Regelung zu sorgen, die die Saatgut-Vielfalt fördert und nicht beschneidet. Die bürokratischen Hürden für den Erhalt regionaler Kulturpflanzen müssten gestrichen werden. Die Chancen dafür stehen gut – wenn Sie uns dabei helfen.

Weiter aktiv werden

Du möchtest Dich weiter für die Vielfalt einsetzen? Dann helfe in Deinem Alltag aus der Nische! Halte auf dem Markt Ausschau nach alten oder ungewöhnlichen Obst- und Gemüsesorten. Freue Dich über krumme Gurken, gelbe Tomaten oder lila Kartoffeln. Pflanze selbst im Garten oder auf dem Balkon traditionelle Sorten oder neue Bio-Züchtungen an.

Saatgut selbst vermehren, weiterentwickeln und untereinander austauschen, gehört seit Jahrhunderten zu unserem Kulturerbe und ist in vielen Teilen der Welt auch heute Grundlage der Ernährung. Deshalb ist es eine wichtige Tat, Saatgut selber zu gewinnen, zu verschenken und zu tauschen, um so eine große Vielfalt praktisch zu erhalten. Kicke auf einen der Links für mehr Informationen.

Kampagne „Freiheit für die Vielfalt“

Campact unterstützt die Kampagne „Freiheit für die Vielfalt“.

Mehr erfahren….

„Save Our Seeds“

„Save Our Seeds“ ist eine europaweite Initiative zur Reinhaltung des Saatguts von gentechnisch veränderten Organismen. Mehr als 300.000 Bürgerinnen und Bürger und etwa 300 Organisationen mit mehr als 25 Millionen Mitgliedern in ganz Europa engagieren sich für ein verbindliches Reinheitsgebot für konventionelles und biologisches Saatgut.

Weitere Infos

Highlights der Kampagne Saatgutvielfalt

Eine gemeinsame Kampagne mit: